Im Rausch der Stille (2015)

Wer: “Wetterbeobachter”
Wann: 15. Mai 2015
Wo: Ost, Stuttgart / Staatstheater Darmstadt


Fotos: Markus Niessner

Mit: Folkert Dücker, Michael Fiedler, Anna Illenberger, Stefan Schuster
Regie: Samuel Hof
Musik: Annagemina
Dramaturgie, Text: Simon Meienreis
Ausstattung: Nina Malotta
Video: Pedro Pinto
Licht: Alexander Joseph
Sound: Nils Meisel
Produktion, Grafik, ÖA: Markus Niessner

Nach dem Roman von Albert Sánchez Piñol
In Piñols preisgekröntem Roman begibt sich ein Meteorologe zu einer Forschungsmission auf eine einsamen Insel, welche außer seinem Haus nur noch einen monumentaler Leuchtturm aufweist. Entgegen seiner Erwartung von idyllischer Abgeschiedenheit und Zeit zum Lesen der zahlreichen Bücher in seinem Gepäck, wird er bereits in der ersten Nacht von einer Horde amphibisch-menschlicher Zwitterwesen angegriffen und überlebt nur mit Mühe. Es gelingt ihm den offensichtlich geisteskranken Leuchtturmwärter, den eigentlich früheren Wetterbeobachter, zu überzeugen ihn aufzunehmen. Von nun an bilden die beiden eine Schicksalsgemeinschaft, begleitet von einem der „Froschwesen“, einem Weibchen, welches sich als Maskottchen und Sexsklavin entpuppt und zu den nächtlichen Angriffen ihrer Artgenossen sirenengleich singt. Mit Gewehr und Dynamit verteidigen die beiden ihr Leben, getränkt in Gin überstehen sie die endlosen Gewaltorgien. Der Protagonist beschreibt und bewertet die Ereignisse in seinem Selbstverständnis als Intellektueller, der sich abgrenzt von seinem rohen, ungebildeten Mitstreiter und doch noch schlimmer handelt.

Verpackt in eine spannende Horrorgeschichte erzählt Piñol von Kolonialismus, Machismus, Krieg und menschlichen Abgründen, die der gebildete Ich-Erzähler für sich als notwendig und richtig rechtfertigt. Die Differenz zwischen Handeln und der eigenen Wahrnehmung, der immer sinnentleerter werdende Versuch des Protagonisten, seine Extremsituation per Sprache und Zeichen zu kategorisieren, stehen im Mittelpunkt der Inszenierung. Die live vorgetragene Musik von ANNAGEMINA ist dabei keine Illustration der Handlung. Sie steht für sich, selbstständig und unbeeinflusst wie das Meer, das die Insel umgibt.

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